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Pelzige Frühlingsboten

Zu den Frühaufstehern im Wildbienenjahr zählt die Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes). Bereits ab März kann man diesen pummeligen Insekten begegnen, die man auf den ersten Blick für Hummeln halten könnte. Beim zweiten fällt allerdings ihr deutlich anderes Flugverhalten auf. Während Hummeln eher gemächlich von Blüte zu Blüte taumeln, sind die Pelzbienen wendiger und schneller unterwegs, was sich auch am höheren Summton erkennen lässt.

Weibchen am Lungenkraut (Pulmonaria). © Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs 

Im Gegensatz zu den meisten Hummelarten bilden Pelzbienen keine Staaten, sondern nisten einzeln. Jedes Weibchen baut sein eigenes Nest. Als Nistplatz dienen Steilwände und Abbruchkanten aus Sand, Lehm und Löss. Aber auch im Siedlungsraum finden sich geeignete Strukturen, in altem Gemäuer mit Fugen aus Kalkmörtel oder Lehm. Manchmal werden für die Nester auch ebene, vegetationsfreie Stellen ausgesucht.

Weibchen der Frühlings-Pelzbiene am Nesteingang.
© Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs 

Die Weibchen graben mit ihren Mundwerkzeugen Gänge in den Boden, kleiden sie mit einer wachsartigen Schicht aus und legen an deren Ende die Brutzellen an. Diese werden mit einem Nektarpollengemisch verproviantiert und einem Ei bestückt. In Bezug auf Pollen und Nektar sind sie nicht auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, jedoch wird bevorzugt an Raublattgewächsen (Boraginaceae), Lippenblütlern (Lamiaceae) und wenigen anderen Gattungen gesammelt.

Während des Blütenbesuchs werden Pelzbienenweibchen oft von paarungswilligen Männchen drangsaliert, wie in der folgenden Aufnahme deutlich zu erkennen ist:

Männchen der Frühlings-Pelzbiene bedrängen ein Weibchen beim Blütenbesuch am Hohlen Lerchensporn. © Dani Pelagatti

Noch gehört die Frühlings-Pelzbiene zu den häufigeren Wildbienenarten. Allerdings gehen durch Abbruch und Renovation alter Gebäude, sowie der fortschreitenden Versiegelung im Siedlungsbereich und Ausräumung der Landschaft immer mehr Nistplätze verloren. Im Garten und auf dem Balkon lässt sich die Art einfach fördern, mit entsprechenden Nisthilfen und einem reichen Angebot an Frühlingsblumen.

Nistplätze kann man in Form von Kisten anbieten, die mit lehmhaltigem Sand gefüllt und vertikal an einem regengeschützten Platz aufgestellt werden. Zur Anlockung empfiehlt es sich, in das Substrat kurze Löcher zu bohren, die dann die Pelzbienen weiter aushöhlen. Mit solchen künstlichen Ministeilwänden hilft man nicht nur den Frühlings-Pelzbienen, es finden sich auch andere Bienen- und Wespenarten ein, die auf solche Standorte spezialisiert sind.

Nisthilfen für Hautflügler in meinem Garten. Im unteren Bereich sind mit einem Sandlehmgemisch gefüllte Balkonkisten zu erkennen. © Dani Pelagatti
Nesteingang (mit Aushub) der Frühlings-Pelzbiene in einer künstlichen Steilwand. © Dani Pelagatti

Folgende Blüten werden von den Frühlings-Pelzbienen gerne besucht. Pflanzt man diese Arten an, braucht man nicht lange auf ihren Besuch zu warten. Ausserdem profitieren auch viele andere Insekten von diesen Frühlingsblühern.

Es bedarf also keiner grossen Anstrengung, diesen pelzigen Flugkünstlern einen schönen Frühling zu ermöglichen. Und ihn so auch für uns selber zu bereichern.

Dani Pelagatti

Wissenschaftlicher Illustrator und Spezialist für lebendige Gärten, mit Blick fürs Detail und Freude am vielfältigen Ganzen

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