In vielen Gärten wachsen Lenzrosen (Helleborus x hybridus) und auch die Christrose (Helleborus niger) ist wohlbekannt. Deutlich seltener gepflanzt wird hingegen eine weitere Art dieser Gattung, die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus). Zu unrecht, denn mit ihren leuchtend hellgrünen Blütenständen und dem schönen immergrünen Laub eignet sie sich bestens, den winterlichen Garten zu bereichern. Im Vorfrühling oder bereits an milden Wintertagen gehören die Nieswurzblüten zum allerersten Nektar- und Pollenangebot für frühe Insekten. Spannenderweise verfügen die Blüten dank Hefepilzen im Nektar über eine eingebaute Heizung, was sie für ihre Bestäuber in der kühlen Jahreszeit noch attraktiver macht.
Vielleicht mag die etwas unvorteilhafte Namensgebung manche Gärtnernde davon abhalten, sich diese heimische Staude ins Beet zu holen. Allerdings hat man keine üblen Gerüche zu befürchten, einzig beim Verletzen der Blätter kann ein etwas seltsamer Duft wahrgenommen werden. Findige Gärtnereien haben den vermeintlichen Stinker zur Verkaufsförderung kurzerhand in „Palmblatt-Nieswurz“ umgetauft. Und tatsächlich kann man mit etwas Phantasie die in schmale Abschnitte geteilten Blätter mit kleinen Palmen assozieren. Dazu trägt auch bei, dass die Blätter nicht wie bei den eingangs erwähnten Helleborus-Arten grundständig, sondern an einem Stämmchen angeordnet sind. An dessen Spitze spriesst etwa im dritten Jahr der verzweigte Blütenstand. Er beginnt schon im Spätherbst zu wachsen, so dass manchmal bereits zur Weihnachtszeit erste grüne Glöckchen mit rotem Rand geöffnet sind. Während Frostperioden neigt sich die ganze Pracht zu Boden, um sich bei wärmerem Wetter schnell wieder aufzurichten.
In freier Natur findet man die Stinkende Nieswurz in kalkreichem Boden an eher trockenen Waldrändern. Neben anderer Verwendung im Garten macht sie das auch zu einer idealen Pflanze für Stellen im trockenen Schatten von Gebäuden oder unter Bäumen. Diese scheinbaren Problemzonen vermag sie zusammen mit Mandelblättriger Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Herbst- und Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium und Cyclamen coum), Knotigem Storchschnabel (Geranium nodosum), Balkan-Anemone (Anemone blanda), Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) und manch anderen Waldrandarten zu beleben.
Anders als Lenz- und Christrosen ist die Stinkende Nieswurz eher kurzlebig. Bevor sie abstirbt, sorgt sie aber durch Selbstaussaat für ihr Weiterleben im Garten. Wer dies duldet, darf sich da und dort von Keimlingen überraschen und mit einem Palmenhain für Zwerge beschenken lassen.
Alle Fotos © Dani Pelagatti