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Danis Garten

Mit meinem Garten in bäuerlicher Umgebung am Rande des Zürcher Oberlandes verbindet mich eine lange Geschichte. Einst legte hier mein ehemaliger Biologielehrer rund um den Gemüsegarten seiner Frau einen artenreichen Naturgarten an. Oft kam ich als Schüler hierher auf Gartensafari, fasziniert von den vielen verschiedenen Wildpflanzen und Insekten. Auch nach der Schulzeit blieben die Ausflüge in dieses kleine Paradies und es entstand eine Freundschaft. Angetan und inspiriert von diesem schönen Ort, habe ich all meine vergangenen Gärten nach diesem Ideal bewirtschaftet, ohne es kopieren zu wollen. Und dann, vor etwas mehr als vier Jahren ergab sich die glückliche Fügung, den Traumgarten meiner Jugend übernehmen zu dürfen. Welch wunderbares Geschenk!

Seither wurde das zwischenzeitlich etwas vernachlässigte Grundstück wiederbelebt, die Gartenfläche erweitert und die Vielfalt gezielt gefördert. Unterdessen ist der wilde Garten wieder voller Leben, ein wahrer Hotspot der Biodiversität.

Verschiedene Lebensräume ermöglichen die grosse Zahl an Pflanzen- und Tierarten. Es gibt sonnige Bereiche auf durchlässigem Kiesboden, nährstoffreichere Flächen mit üppig hohem Bewuchs, schattigere Zonen mit Büschen und Bäumen, ungedüngte Wiesenpartien und an der Grenze zu den Nachbarn ein kleines Bächlein, das stellenweise zu Tümpeln gestaut wird.

Pflanzenkombinationen

All diese Lebensräume bieten unterschiedlichen Pflanzengesellschaften mit ihren tierischen Bewohnern Platz zur Entfaltung. Die Zusammensetzung dieser Gesellschaften zu studieren, ist spannend und gehört zu den Grundlagen des Erfolgs im naturnahen Garten. Welche Pflanzen wachsen in der Natur an welchen Standorten? Welche Arten treten zusammen auf? Was macht die Harmonie des Zusammenspiels verschiedener Pflanzen aus? Welche Insekten ernähren sich von ihnen? Dies und noch viel mehr von der Natur in den eigenen Garten zu übertragen, ist enorm bereichernd und lehrsam. Es macht mir Spass, in der Natur Ideen für den Garten zu sammeln, heimische Pflanzen entsprechend zu kombinieren, ihre Gesellschaften zu interpretieren und anzureichern mit Arten anderer Florengebiete. Denn ein Garten ist und bleibt eine Kulturfläche, auch wenn er nach naturnahen Kriterien bewirtschaftet wird. Gärten haben schon immer auch Fremdländisches beherbergt und das soll man sich auch in einem Naturgarten erlauben. Mir widerstreben fundamentalistische Naturgartenströmungen, die nur regionaltypische Arten zulassen und sich dadurch viele interessante Gestaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten verwehren. Ein Naturgarten ist kein Naturschutzgebiet! 

Kleinstrukturen

Der Garten besteht aber nicht bloss aus standortgerechten Pflanzenkombinationen, sondern enthält auch verschiedene Kleinstrukturen zur Förderung tierischer Gäste. Mehrere Totholz- und Asthaufen bietet allerlei Kleintieren Unterschlupf und Nistplatz. Hier schmettern Zaunkönige ihre Melodie, verschlafen Igel den Tag, nagen Hornissen Baumaterial für ihre Papiernester und fressen sich Käferlarven durch das morsche Holz. Auf Steinhaufen und einem Trockenmäuerchen können Insekten und Eidechsen Wärme tanken oder sich in Spalten und Hohlräumen verstecken. Dürre markhaltige Stängel und andere Nisthilfen dienen spezialisierten Wildbienen und Solitärwespen als Kinderstube, während andere wiederum von sandigen, schütter bewachsene Bodenstellen angelockt werden. Auch die grossen Haufen mit Gartenabraum, die sich am Rand des Grundstücks befinden, sind voller Leben. Ganze Spitzmausgenerationen werden hier geboren und finden in den unzähligen Kleinlebewesen, die mithelfen, das tote Pflanzenmaterial abzubauen, einen reich gedeckten Tisch.

Freilandlabor und Wohlfühloase

In meinem Garten wird experimentiert, hier kann ich Fehler riskieren und neue Ideen entwickeln, ich darf eingreifen, umkrempeln, Dynamik zulassen, Überraschungen provozieren, mit Zufall und Kontrollverlust spielen. Dies alles immer im Sinne der Vielfalt. Im eigenen Garten unzähliges Leben zu ermöglichen, ist sehr beglückend und befriedigend. Wer diesen Weg einmal eingeschlagen hat, wird kaum mehr umkehren mögen…

Mein Garten ist aber nicht nur eine Oase für emsige Wildbienen und seltene Unkräuter, heimliche Blindschleichen und schöne Wiesenblumen. Er ist auch mein persönlicher Rückzugsort, mein Zuhause. Hier kann ich das Weltgeschehen und den Alltag ausblenden und in meine eigene kleine Welt eintauchen. Wo ich auch hinblicke, gibt es etwas zu entdecken und beobachten. Auch nach all den Jahren der Beschäftigung mit der Natur staune ich täglich aufs Neue über die ökologischen Zusammenhänge, oder auch ganz einfach über die unendliche Schönheit, die sie uns schenkt. Aus diesem Blickwinkel empfinde ich auch die Gartenarbeit nicht als Belastung, denn wann ist man der Natur beispielsweise näher als beim Jäten? Klar, manche Tätigkeiten im Garten sind weniger kontemplativ, aber auch diese dienen ja dazu, die Vielfalt zu fördern und mit dieser Motivation gehen sie gleich viel leichter von der Hand.

Unter gartenwildnis_agasul ist mein Garten übrigens auch auf Instagram zu finden. Schaut doch mal rein!

Dani Pelagatti

Wissenschaftlicher Illustrator und Spezialist für lebendige Gärten, mit Blick fürs Detail und Freude am vielfältigen Ganzen

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